Heimkehr bei Nacht


Tief in der wetterwindumwehten Spätsommernacht liegt der Pfad, eingebettet im Schwarz der Stunde. Und sparlierpreußischstehende Baumstämme säumen meinen Weg. 
In einem Moment stürmisch und schaurig, im nächsten flüsternd und schweigend begleiten mich die Stimmen oben in den Blättern.
Die Stadt ist nicht mehr fern. Man meint sie schon fühlen zu können: mit ihrer nun endlich eingeschlafenen Hektik und den verhallten Schritten auf dem Trottoir.
Alles ist gewohnt, so wie Hainichen eben ist - Nacht für Nacht. Doch, ganz plötzlich weckt etwas den schon fast eingeschlafenen Blick des Heimkehrers und ich sehe, eben noch von Zweigen verdeckt


Den
Nachthimmelschwarzdurchschneidenden,
backsteinrostbraunen,
stolzhochgestreckten, hausüberragenden,
Speerspitz sich reckenden
zeitewigtrotzenden
schmiedkreuzgekrönten
Kirchturm
der schlank, elegant,
erkerummauert, zufluchtspendend,
in Strenge und Güte 
die Heimat behüte

... so wie er es eben tut - unbemerkt - Nacht für Nacht.


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In Anlehnung an Arno Holz, "Sankt Georgenkirche"