In deinem Kopf


Jetzt!
Wir befinden uns im hier und jetzt. Du und ich sind Schöpfer. Ich bin der Autor. Ich bin dazu da dich in neue Welten zu führen oder dir die Welt in einem anderem Licht und einer neuen Perspektive zu zeigen.
Ich dringe in deinen Kopf ein und führe deine Gedanken, oder – wenn ich will – lasse ich deinen Gedanken Freiraum, damit du schöpferisch wirst.
Ich erkläre es dir an einem einfachem Beispiel: Wenn ich in meiner Geschichte ein Haus erwähne, dann bekommt es durch deinen Kopf eine Farbe, vielleicht einen Garten, du gibst ihm ein Umfeld, fügst einen Schornstein hinzu, ergänzt eine Briefkasten und du pflasterst den Weg der zum Haus führt.
Hast du gemerkt was passiert ist? Zu Anfang stand da dein Haus, zwar in meiner Geschichte, aber dennoch deine Schöpfung. Dann habe ich dir mein Haus beziehungsweise Teile von meinem Haus aufgezwungen, zum Beispiel der Weg – Der stammt von mir.

Weißt du was aber das wirklich faszinierende ist? Hätte ich nichts gesagt, hättest du geglaubt der Weg entspringe deiner Schöpfung. Ich habe dich unterworfen, dir einen Gedanken eingepflanzt, etwas brutal aufgezwungen und du hast es nicht einmal bemerkt.
Du bist meiner Führung willig gefolgt, auch wenn das bedeutet hätte deine eigene Vorstellung zu töten. - Du glaubst mir nicht?
Dann demonstriere ich dir jetzt meine Macht, die Macht des geschriebenen Wortes:
Stelle dir zunächst wieder das Haus vor, und gib allem deine Farben. Konzentriere dich so richtig und nutze all deine Kraft, damit ich dir diese Vorstellung nicht zerstören, denn in 3 Sekunden werde ich das tun.
3, 2, 1, - „Die Fensterläden sind rot!“
Hah! Merkst du wie machtlos du bist? Zugegeben ich war nicht ganz fair, aber da ich als Autor die Regeln selbst mache, bestimme ich allein was fair ist und was nicht.
Du hast gesehen ich kann dich überrumpeln und mit dir spielen. Ich habe den Überraschungsmoment auf meiner Seite. Ich kann dich auf die Folter spannen, ich kann dich langweilen, ich kann dir zu Höhenflügen verhelfen, ich kann dich überfordern.
Wenn ich zum Beispiel befehle: „Denke nicht an einen Esel“, dann wirst du kaum Folge leisten können.
Selbst wenn ich Sachen schreibe die ganz offensichtlich falsch sind, zwinge ich dich damit auseinander zu setzen.

Ich habe dir gezeigt wie ich ohne weiteres in deine Kopf komme, ohne das du es merkst. Jetzt denkst du an die Gefahr, die im Geschriebenem liegt (wenn nicht von selbst, dann weil ich dich gerade dazu gebracht habe).
Wenn ich als Amateur, dich so beherrschen kann, dann können andere es erst recht: Autoren, Politiker, Lehrer, Nachrichten, Werbung, Freunde ...Die Liste ist endlos!
Lasse nicht zu das all diese Menschen dich umprogrammieren! Entwickle ein natürliches Misstrauen.
Weißt du was das Dilemma ist? Weil ich meine Macht in Gefahr gebracht habe, weil ich dir gesagt habe, du sollst nicht jedem trauen, weil ich mich damit selbst deiner Prüfung unterworfen habe, vertraust du mir jetzt um so mehr - Und zwar blind!
Und man ehrlich: Misstrauen gegenüber allem und jedem (wenn es denn ginge), kann das der richtige Weg sein?! Wohl kaum!
Also was nun, wie nun? ...und was wollte der Autor mit seiner Geschichte erreichen, was lehrt die Pointe? Verwirrung? - Nein! Ich biete einen Weg zu differenzieren. Um genau zu sein, der weg stammt nicht von mir, sondern von einem recht berühmten Mann.
„An dem was die Taten anderer nach sich ziehen, wirst du deren Wesen erkennen“
Daran können wir erkennen wem man trauen kann.

Ich habe dein Denken leicht verändert! - Du glaubst mir nicht? Doch! Schon weil ich es behaupte und du es liest, ist es so!
… Wir diese Veränderung positives nach sich ziehen?

Anmerkung:
Die gute Tat liegt manchmal in sich selbst: Wenn man sagt, das man etwas gutes tut, kann das gute damit schon getan sein.

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Heute feiert mein Blog sein einmonatiges bestehen! Danke an alle Leser, danke für all das Feedback und die Mundpropaganda :)
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Die Galerie



Der Autor:

Wir befinden uns in einem dieser Momente, in denen man in ein Zimmer tritt und kurz inne hält um diesen komplexen Eindruck auf sich wirken zu lassen. Man spürt die Atmosphäre, die Emotionen die förmlich in der Luft hängen und man kann auch die Person spüren, der der Raum gehört, denn in jedem einzelnem Winkel, in jedem einzelnem Einrichtungsstück lebt der Besitzer selbst.
Während ich all das in mir aufnehme, wären ich diese vielen Eindrücke verinnerliche, während dessen sehe ich zu dir hinüber. In deinem Gesicht sind tausend dinge zu lesen, tausend dinge die sich wahrscheinlich alle auf eines beschränken lassen....
Als ich mir Gedanken darüber mache wird mir nebst schlagartig klar, das eine Gewisse Verbundenheit, eine gewisses Vertrauen, eine gewisse Intimität vorausgesetzt ist, jemanden hier hinein zu lassen. - Die Intimität einer tiefen Freundschaft! Und du hast mich ein gelassen!

Aber genug von mir! Es geht gerade um dich, es ist schließlich dein Raum, deine Lebensgalerie. Also sollte ich ich endlich dich zu Wort kommen lassen! Der Autor sollte endlich deine Gedanken und Gefühle belichten.
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Der Leser:

Ich habe ihn also herein gelassen, hier hinein, in das Innerste, in diese Galerie, die in brutaler Ehrlichkeit mein Leben, mein gesamtes Dasein widerspiegelt. In diesem Abschnitt liegt ihm jetzt alles offen und wenn ich ihn weiter führe, gilt das auch für den nächsten.
War es richtig ihn hier hin zu lassen? Hier gibt es kein Verstecken... irgend wie fühle ich mich nackt und verletzlich. - Was sieht er? In welche Ecken schaut er? In welchem Licht sieht er all das?
Ich finde meine Mut wieder und wage es mich noch einmal selbst um zu sehen... und ich sehe was auch er sehen muss:

Den ganzen Dreck, den ganzen Schmutz
die hässlichen Stellen, den bröckelnden Putz
Die Bilder an den Wänden, sie stehen Parade
auf allen kann man sehen, Das hinter der Fassade

Jetzt kann er sehen, die zerbrochenen Dinge
die zu erneuern ich versucht, aber einfach nicht bringe
Ich beteure ihm das ich mich dafür schäme
doch seine Reaktion ist nur eine Träne

Das hab ich erwartet, das hier ist zum weinen traurig
Beim Zustand der Galerie überläuft es mich schaurig
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Der Autor:
Ich kann es hören dein Gedankengedicht
das mir Zeile für Zeile das Herz zerbricht!
Ich nehm dich in den Arm und lösche das Licht
Du! höre jetzt was mein Herz zu dir spricht

Wir weinen beide, aber aus verschiedenem Grund
bitte glaube die Worte aus meinem Mund :

Weißt du nicht wie schön es hier ist? Weißt du nicht wie wunderbar die Bilder an der Wand sind? Weißt du nicht wie glücklich und privilegiert ich bin hier sein zu dürfen
?!
Sicher da ist das ein oder andere kaputt, das ein oder andere... bei wem ist das nicht? Das ein oder andere... aber dafür bin ich, sind deine Freunde, doch auch unter anderem hier! Ich, deine Freunde, helfen dir!
Und jetzt lass uns an all das andere denken:            es ist so wunderbar, so unbeschreiblich
                                                                                                   und außerdem so unvergleichlich!
Es ist schön diese Galerie hier, es ist so schön wie der Rest von dir! DU bist wunderschön, so wunderschön gemacht! Daran darfst du glauben bei Tag und bei Nacht!


Wenn ich jetzt gleich den Schalter drücke, wenn ich das Licht wieder an mache, dann siehst du das hier alles ganz neu,wie zum ersten mal.
Dann siehst du die schönen Bilder von dir und all die Schätze die den Saal dekorieren und die schönen Statuen der Erinnerung die hier stehen.

Wenn ich gleich den Lichtschalter drücke und wenn es klickt...

Dann siehst du in den Spiegel und weißt DU bist schön
Dann kannst du dich mit meinen
- mit den Augen deiner Freunde sehn
- klick -

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Ich habe immer wieder erlebt, dass Frauen in meinem Freundeskreis ein echt geringes Selbstwertgefühl haben, sie halten sich für nicht schön, oder zu dick, oder denken ungeschminkt sähen sie schrecklich aus.
Dann ist mir klar geworden, dass wir Männer daran zumindest eine Teilschuld tragen (wie wir manchmal mit Mädchen umgehen)... also hab ich mir Gedacht: ich will und muss etwas dagegen tun. Ich hoffe ich konnte dir (Leserin) etwas mehr Selbstwertgefühl schenken!
                                                                                                                                                   Der Autor

Lauf der Zeit


Kälte umgibt mich bei Tag und bei Nacht
Es ist auch Kälte die uns kämpferisch macht
Kälte die gibt uns den tiefgreifenden Drang
Wir treten nicht freiwillig den Abgang an!
Und sie ist es doch, auch die uns niederringt,
Wenn man ihr nicht alle Kraft entgegen bringt
Ist die Kälte nun böse, da sie zerstört und verdirbt
Ist sie nicht eben so gut weil sie uns motiviert?

Zu großen Taten sich der Mensch aufschwingt
Wenn er vernichtet, was ihn zum fallen bringt
Augenscheinlich unbesiegbar thront er dann da
während der Kluge ihn schon, wieder fallen sah
Was kann man tun um erhoben zu bleiben?
Wie kann man überdauern die stürmenden Zeiten?
Was gibt uns solch Kraft, was macht uns so stark?
Wie kann man übergehen den vorbestimmten Sarg?

Am ende ist`s doch die Kälte, die Triumphiert
ganz egal wie sehr der Mensch sich aufplissiert
und wenn er sich – gezwungen - legt um zu vergeh`n
dann wir klar, so muss es und ist es immer gesche`n
Schon bald kommt der nächste, sich zu erheben
Und wir schauen schon seinen Ende entgegen
Ist das nun der unbrechbare lauf der Zeit,
Wird es immer so sein - von heut` bis in Ewigkeit?

Es ist die Pointe von diesem Gedicht
die den scheinbar unendlichen Kreise zerbricht:
Es gibt einen Sinn, einen höheren Grund!
Wir sind nicht gezwungen zu kreisen, Rund um Rund!
Der Mensch kann überdauern, selbst tiefste Nacht
doch kann er das nicht aus eigener Kraft!
Die Kälte ward besiegt, schon vor so langer Zeit
Nur, wenig nehmen an, das Geschenkte von Ewigkeit!


Sturmzeiten


Es Stürmt und pfeift – wieder Ruhe.
Dann Pfeift es wieder, unbeschreiblich laut, nicht in Worte zu fassen. Es ist das typische Toben eines Sturmes, der die Ohren und den Geist foltert mit seinem schaurigem Klagen, Schreien, Stöhnen, Heulen.
Immer kurz bevor er mich niederringt hört es auf – wenn ich es schaffe mich ab zu schirmen, in schönere Gefilde zu flüchten. Und dennoch bin ich immer wieder hier, im Tornado ...kein wunder es ist die Haupthalle.
Wenn ich jemanden hier herein lasse merkt er nichts von der Urgewalt die hier wütet. Wenn ich jemanden hier herein lasse, dann nur in das Auge des Orkans. Da ist es ruhig und man sieht und ahnt nichts von alle dem rings um.
Nur wenn ich selber hier bin - allein - nur dann knie ich mitten im pfeifendem Fauchen, die Arme schützend über dem Kopf zusammengeschlagen Oder stolz geschwellter Brust der kraft aufrichtig trotzend Oder aber treibend in der Energie.
Wie soll ich dem Besucher diesen Ort nahe führen, wenn nicht durch beschreiben:
(eben gleich seiner Unbeschreiblichkeit)
Dieses pompöse Gebäude hier,... ein unendlich in die Tiefe reichender Strudel bildet den Boden. Man steht auf Glas und das Glas ist das einzige was verhindert das die Füße nicht erfasst werden und man in die Tiefe gerissen wird. Wenn man den Glaube an das Glas verliert – verlieren würde, schmilzt es.
Eine brodelnde, leuchtende Schwärze hängt im Raum. Alles ist auf einen unendlichen, winzigen Punkt komprimiert, zu klein um ihn zu lokalisieren, doch zu groß um ihn erfassen zu können.
Die Täfelung der Decke und der Wände wird wird vom Sturm erfasst und abgerissen mit hässlichem Geräusch. Und das Holz wirbelt, platzend, splitternd zerrissen in der Luft. Blitze zucken und Glut hängt wie tausend Augen in der Schwärze. Alle Gliedmaßen kribbeln aus dem Drang sich zu bewegen, etwas zu tun.
Dann plötzlich kommt der Impuls, ganz plötzlich ist da eine Inspiration, eine Idee!
Ich erhebe mich wieder, trete auf die ausgemalte Kanzel. Schöpferisch werfe ich die Arme in die in die Luft. Kurz – auf einen Befehl wartend verstummt das Heulen in Respekt.
Die glühenden Augen verschwinden, auch das brodelnde Schwarz verschwindet und der Strudel wird zu Spirale, die mich aufschwingt und gen Himmel trägt.
Das Gewölbe beginnt in feierlichem Gold und Purpur zu strahlen, man kann die pulsierende Kraft sehen, sie ist greifbar.
Ich beginne den Sturm zu dirigieren... tänzerisch mit frischen Takten. Zusammengezogen – wilde Drehung. Das Gewölbe regeneriert sich, die Täfelungen sind schöner denn je!
Ich bewege mich zum majestätischen Tusch. Dann bündel ich es zum Strahl, wie eine Lanze schleudere ich es gegen Bollwerke, lasse es zum Vorstürmer werden.
Ich beherrsche und lenke den tobenden Tornado. Der Druck findet ein Ventil und wird zum Wirken.
Das ist der Moment in dem Gedankenstürme
zu Sturmgedanken werden!
Ich sinke zu Boden, der zauber klingt noch nach. Ich genieße die Ruhe auf Zeit und doch freue ich mich auf den nächsten Sturm in diesem Gewölbe, auf die nächsten Impuls, den nächsten Sturmgedanke, die nächste Wirkung.
- Sturm -


Im Wunderland


Da steht nur ein zweidrittel Baum, und nur der obere Teil eines Gerüsts. Auch nur ein halbes Haus, einfach da rechts von oben nach unten glatt abgeschnitten. Da ist nur ein winziges Stück Himmel und mitten im Himmel schwebt einfach so ein Stück Querbalken von einem Baukran.
Es gibt nicht einmal einen Boden auf dem etwas stehen könnte. Und ab und an laufen Stimmen, nein keine Menschen sondern Stimmen, nur Stimmen vorbei. Die Stimmen laufen da einfach so entlang und sind nur ganz kurz da, weshalb man immer nur eine Gesprächsfetzen aufschnappen kann.
Dann bemerke ich das Brett. Es liegt zu nicht einmal dreiviertel auf dem Gerüst und fällt dennoch nicht herunter, als hätte jemand die Schwerkraft einfach ausgeknipst (wo nur der Schalter für so etwas versteckt ist?!) Oh! Diese Leiter da führt einfach nach unten ins nichts, in bodenlose Lehre... einfach so! Unglaublich! Skandalös!
Das absolut einzige was hier Sinn macht sind die Wolken, die ziehen ganz normal über den Himmel.
Jetzt bemerke ich auch noch die Balken, schon beinahe in meinem Auge! Sie schneiden alles in sechs gleichgroße Vierecke... so etwas Sinnloses!

So jetzt reicht es mir endgültig! Ich gehe! Das ist doch kein Leben... das kann man nicht Leben nennen: diesen Blick aus dem Fenster!
Also laufe ich hinaus. Jetzt sehe ich das ganze Haus gegenüber, ich sehe auch den unteren Teil des Gerüstes und den gesamten Baum, die Stimmen bekommen Gesichter und ich sehe was das Brett auf der anderen Seite trägt. Hier ist alles normal, alles wie es sich gehört.
Normalität?! Ist das nicht eigentlich viel absonderlicher als Abnormalität? Was ist denn nun das Wunderland, ...das hier oder die Welt durch ein Fenster?!

Ob du es willst oder nicht, ich bin:


Was bin ich? Ich fühle mich nirgends zu hause. Ich komme an, nur um wieder zu gehen. Kaum einen Wimpernschlag kann ich verweilen. Ich bin hier, dann wieder dort. Aber wo ist überhaupt hier? ...und was ist das für ein Ort, den ich als „dort“ bezeichne?

Ich verbinde, ich überbringe, ich eile!
Ich erfülle meinen Zweck in dem ich niemals verweile.
Immer auf Reisen. Hier, wieder dort und schon wieder fort.
Ich renne, ich renne, Maile um Maile!

Plötzlich spüre ich es, dieser Unterton in seiner Stimme, ich weiß was das bedeutet!
Ich schreie: „NEIN! Tu es nicht! Nein bitte tu mir das nicht an! Du darfst nicht diesen Knopf drücken, auf keinen Fall! Ich flehe dich an. Du darfst es nicht unterbrechen. Wie kannst du auch nur auf die Idee kommen es zu beenden?! Es würde mich umbringen... ich wäre tot, unwiderruflich und das was ich getan habe kann niemand genau so wieder aufnehmen, keiner kann daran anknüpfen. Ich bin das einzige was euch verbindet, nur ich kann euch verknüpfen. Wenn du mich ablegst, wenn es endgültig fällt und klickt – dann ist es vorbei, erloschen, beendet. Das muss dir klar sein. Wenn du es beilegst, dann bin ich fort und ebenso sie! Du merkst du brauchst mich!
Also töte mich nicht!“

Aber du kannst mich nicht hören! Ich existiere in deiner Wahrnehmung nicht, als Individuum. Du hast es schon getan, du hast die Entscheidung getroffen! Warum nur?
Ich falle, mein Atem stockt und zum ersten mal darf ich ruhen - Es ist so grauenvoll, ich will das nicht, ich will nicht ruhen, ich will weiter rennen, euch weiter verbinden! … ich schlage auf. Der Knopf wird gedrückt, nur noch ein Knacken: das ist das Ende.
Ich öffne langsam die Augen. Wieso lebe ich noch?! Nach dem Knacken hätte es doch vorbei sein müssen. Wo bin ich jetzt? Irgend etwas ist anders... da ist nur noch ein Teil vom großen ganzen, wo ist das andere? Da ist nur noch er, aber wo nur ist SIE?
SIE ist weg, und doch ist SIE hier, SIE ist in ihm: in seiner Er......

Was bin ich?
Ein Telefongespräch! Ich bin ein Wort das nur einen Sekundenbruchteil im Raum hängt, um sogleich vom nächsten abgelöst zu werden. Was bin ich? - Ein Telefongespräch? Nein! Ich bin so viel mehr: Ich bin ein Gedanke, ich bin eine Gefühl. Ich bin das was dich wachhält, du bist der mit dem ich spiel. Ich kann ewig leben, noch lange nach dem du aufgelegt hast! Ich leben in deinem Kopf, ob du es willst oder nicht.
Was bin ich? Ich bin die Welt, ich bin du, ich bin sie und ich bin das was euch zusammenhält!

- Ich bin die Erinnerung -

…SIE ist weg und doch ist SIE hier, SIE ist in dir: in deiner Erinnerung, ist ein Teil von dir!


Da, ja ganau dort!


Da! Hinter diesen Hausdächern, hinter dem kleinem Teich, nach der Feldzeile, hinter dem Acker, noch über dem einsamen Baum, und hinter den Wiesen, die hinter diesem Baum liegen Hinter der Häuseransammlung und hinter dem hinterm dem Wald, der einen schwarzen Strich beschreibt und den Beginn des Himmel untermauert - kurz hinter dem Horizont, hinter der von hier sichtbaren Welt... Da, ja genau dort, lebt mein Traum!

Dort lebt der Traum zu träumen. Wäre ich da, ja genau da, hätte ich Träume die alles verändern. Träume die alles und nichts verändern: der Traum verändert mich, ich verändere die Welt nur um von der Welt wieder verändert zu werden und in diesem unendlichen Fluss werden auch meine Träume verändert. Ein ewiges Spiel ohne Ergebnis!
Und doch, in der Hoffnung den Urgewalten trotzen zu können - dem Lauf der Zeit trotzen zu können UND einen Traum zu leben UND das große ganze auf Dauer zu verändern, unternehme ich etwas, etwas gewagtes:
Ich beginne zu laufen, ich laufe vorbei an den Häusern, um den Teich, über die Feldwege, vorbei am einsamen Baum, ich durchstreife die Wiese, die sich hinter dem Baum erstreckt, ich lasse die Häuseransammlung links liegen und durchdringe den Wald …und endlich, endlich stehe ich am Waldrand auf der anderen Seite. Glücklich sinke ich nieder am Fuße der Bäume – nur ganz kurz ruhen nur ein Sekündchen, nur ganz k-u-r-z d-i-e A-u-g-e-n s-c-h-l.....

Ich schrecke hoch! Ich habe zu lange geschlafen! In dieser Zeit hätte ich so weit voran kommen können! - Ach nein. Ich muss ja nicht mehr laufen, ich bin ja am Ziel. Ach herrlich!
Plötzlich trifft mich der schlag. Mir ist als ob ich zum ersten mal die Augen öffne! Wo ist denn nun der Traum?! Hier wohnt er nicht! Aber warum nur? Ich war mir so sicher! Warum nur?!
Dann beginne ich zu weinen, die Tränen laufen unaufhaltsam, über die Wangen, in den Mundwinkel, - es schmeckt Salzig.
Und plötzlich, ganz plötzlich begreife ich, tiefe Einsicht kommt über mich:
Der Traum lebt in mir,
- einem Ort unabhängig
vom dort und hier
Oh all diese Dinge die ich versäumt habe!
All die Momente, die ich erlebt und doch nicht erlebt habe!
All das was ich sah und doch nicht sah! All das was ich erlebt und doch nicht gelebt habe!

Ich beschließe zu wenden, ich geh alles zurück
ich werde leben und erkennen mein eigenes Glück
und ich möchte erinnern all dessen, Stück für Stück

Deshalb dreht sich um 180° nun mein Schritt
Ich laufe zurück und doch vorwärts mit jedem Tritt!

Nun durchstreife ich den Wald und sehe Bäume und Tiere, ich stolpere über Wurzeln und rieche Frische und Moder, getrennt nur durch wenige Schritte. Ich genieße die Stille und lausche dem Flüstern und Räuspern und Schimpfen der Bäume. Ich spüre den Teppich von Moos der mich federt und die Dornen die nach mir greifen.
Ich spreche mit den Menschen in dem Dörflein und sie sehen mir, erstarrt im Winken, lange nach. Ich schwimme im wogendem Meer der Wiesen und sehe mich satt am frischem Grün.
Später bin ich am Feldweg, den ich langsam beschreite, diesmal sehe ich die Bauern in Arbeit auf dem Felde und erhebe meine Hand zum stillem Gruß.
Im Teich sehe ich die Welt gespiegelt und der Himmel kommt auf Erden nur für mich und diesen Blick.
Wieder in der Stadt zu dem Fenster wo die Reise begann, dort sehe ich den Weg und habe dessen Dauer auch im Sinn:
Wahr so lange und doch kurz
wahr weit weg und doch nah
hat so lange gedauert eh ich all das sah
wahr am ende wahr am Anfang
verbraucht` der Zeit so viel
und doch bin noch immer ich nicht am Ziel

Noch einmal denke ich an die Reise und stelle fest:
nun bin ich in der Ferne eben so daheim wie hier an meinem Fenster und ich werde auch da, ja genau dort wohin ich geh heim sein, auch wenn ich den meinigen Weg noch nicht seh.

Ein soooo wunderschöner Tag


Es ruckt und quietscht. Der Träge Zug kommt langsam zum stehen. Seit geraumer Zeit, um genau zu sein seit dieser Ansage: “Meine Damen und Herren, in kürze erreichen wir Dresden Hautbahnhof....“, genau seit diesem Moment greift Hektik um sich. Alle sind in Eile oder meinen es zu sein. Der Zug steht nun endgültig und prompt setzt Chaos ein. Alles drängt Richtung Ausgang, die brutal wälzende Masse quetscht sich durch die Gängen des Zuges, die Treppe hinunter, zur Tür, auf den Bahnsteig. Ich werde mitgerissen von dem Pulk, während durch meinen Kopf Gedanken schießen: Sitzt die Frisur? Sehe ich Schick aus? Hält das Parfüm?
Plötzlich werde ich ausgespuckt und stehe kurz orientierungslos am Gleis. Dann setze ich mich wieder in Bewegung, schlage mich durch die Menschentraube, während mein Blick konzentriert über die Gesichter schweift – Da! Da ist sie! Sie hält nach mir Ausschau! Sie hat mich noch nicht entdeckt – doch jetzt... Sie lächelt und winkt, und eben jenes Lächeln, das Signal das man den anderen mag entlohnt die zweistündige Zugfahrt.
Wir laufen durch die Stadt. Ungelogen zum achten mal passieren wie die Geschäfte in dieser Straße, aber das ist belanglos. Wichtig ist nur die Person neben mir.
Hoch über die Stadt und auf den Wiesen am Ufer,
wichtig ist immer nur die Person.
Wenn wir sprechen schweigt alles rings um
und wenn wir uns ansehen steht die Welt still
Wenn wir lachen stimmt das Universum mit ein
und wenn wir nebeneinander laufen steht die Welt Spalier
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Mit dem Zeiger fällt auch ein Scheit, uns zu trennen
oft sind es die Abschiede die sich ins Gedächtnis brennen
Ganz plötzlich steht dieses Monstrum da, deplatziert steht es provozierend vor uns und öffnet den Schlund. Ich wusste genau wann es kommt und doch habe ich es nicht erwartet. Ich war vorgewarnt und doch hat es mich überraschend getroffen. Da steht es das Monster was uns voneinander wegträgt: Die Straßenbahn!
Eine überstürzte Umarmung
ein letztes Kompliment
gleich ist`s: die Sekunde die uns Trennt
Da sitzt ich nun im Bauch des Monstrums. Gleich fährt fährt es ab, gleich ….aber jetzt... noch immer nicht?
Geschenk und Qual gleicher maßen sie länger zu sehen, doch den Abschied in Tragik und Länge zu bereichern. Mit jeder Sekunde steigt der Drang einfach aus zu steigen.
Noch fünf mal lächeln, noch drei mal winken. Da fährt die Straßenbahn leider und endlich ab. Zieht den Abschied nicht unnötig weiter in die Länge.
Straßenbahn, Haltestelle, Bahnsteig, Zug, wieder ein Bahnsteig, noch ein Zug, Endstation, Heimweg und schlussendlich der Schlüssel im Schloss – zwei Stunden Resignation.

Und am Ende des Tages, zusammenfassend, nehme ich es mir heraus zu behaupten:
ich kenne dich jetzt endlich
- ein wenig

...und sich weiter kennen zu lernen ist Freundschaft - im Ideal


Ein soooo wunderschöner Tag mit einer sooooo besonderen Person - mit Debora