Im Wunderland


Da steht nur ein zweidrittel Baum, und nur der obere Teil eines Gerüsts. Auch nur ein halbes Haus, einfach da rechts von oben nach unten glatt abgeschnitten. Da ist nur ein winziges Stück Himmel und mitten im Himmel schwebt einfach so ein Stück Querbalken von einem Baukran.
Es gibt nicht einmal einen Boden auf dem etwas stehen könnte. Und ab und an laufen Stimmen, nein keine Menschen sondern Stimmen, nur Stimmen vorbei. Die Stimmen laufen da einfach so entlang und sind nur ganz kurz da, weshalb man immer nur eine Gesprächsfetzen aufschnappen kann.
Dann bemerke ich das Brett. Es liegt zu nicht einmal dreiviertel auf dem Gerüst und fällt dennoch nicht herunter, als hätte jemand die Schwerkraft einfach ausgeknipst (wo nur der Schalter für so etwas versteckt ist?!) Oh! Diese Leiter da führt einfach nach unten ins nichts, in bodenlose Lehre... einfach so! Unglaublich! Skandalös!
Das absolut einzige was hier Sinn macht sind die Wolken, die ziehen ganz normal über den Himmel.
Jetzt bemerke ich auch noch die Balken, schon beinahe in meinem Auge! Sie schneiden alles in sechs gleichgroße Vierecke... so etwas Sinnloses!

So jetzt reicht es mir endgültig! Ich gehe! Das ist doch kein Leben... das kann man nicht Leben nennen: diesen Blick aus dem Fenster!
Also laufe ich hinaus. Jetzt sehe ich das ganze Haus gegenüber, ich sehe auch den unteren Teil des Gerüstes und den gesamten Baum, die Stimmen bekommen Gesichter und ich sehe was das Brett auf der anderen Seite trägt. Hier ist alles normal, alles wie es sich gehört.
Normalität?! Ist das nicht eigentlich viel absonderlicher als Abnormalität? Was ist denn nun das Wunderland, ...das hier oder die Welt durch ein Fenster?!

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