(umfasst 3 Werke)
I. Überlegenheit
I. Überlegenheit
Redner
*Satz 1* Ein wenig zu laut - mit Absicht. Das Murmeln erstirbt zum
Schweigen, die meisten stehen stramm um von mir neues leben zu empfangen.
*Satz 2* Das Mikrofon fiept ein wenig, was ich geflissentlich
übergehe. Sie Rücken ein wenig näher, um sie noch näher zu bekommen, um sie
noch mehr zu kollektivieren schlage ich einen leisen, verschwörerischen Ton an.
Es wirkt! Die einzelnen Menschen
verschmelzen zum ganzen.
*Satz 3* Ich schreie den geschaffenen Riesen an. Verwirrt, nein, sagen wir verstört und aus der Melancholie gerissen zuckt das Wesen auf. Ärger
schwillt an.
*Satz 4* Schleunigst den Ärger auf die Missstände und deren
Verursacher hetzen!
*Satz 5* Das Volk findet sich wieder! Hier liegt das Herz der
Menschen. Sie kennen die Ketten der Unterdrückung und der Gefangenschaft. Sie
heulen innerlich auf, alles in Ihnen sträubt sich.
*Satz 6* Finger in die Wunde... noch einmal von Not und wieder und
wieder von Ungerechtigkeit
...
Die restlichen Sätze sind
Beiwerk, alles läuft unweigerlich wie am Schnürchen.
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Volk
*Satz 1* Ich rede mit meinem Nachbar über die ein oder andere
einprägsame Belanglosigkeit, als plötzlich ein scharfer Klang die Luft
durchsticht - Es geht los!
Alle vorherigen Gedanken sind wie
ausgelöscht: tot, vergangen. Und dieser Mann dort, am Pult, gibt meinem Kopf eine
neue Pflicht, ein neues Leben.
*Satz 2* Es fiept - unwichtig. Es ist zu leise! Ich möchte es
besser verstehen also rücke ich auf , wie nebst auch all die anderen und dabei
ist es nicht mehr wichtig, ob man an fremde Körper eng angepresst wird. Es ist
viel eher so, dass man keinen eigenen Körper mehr hat, sondern man Teil der
Masse ist.
*Satz 3* Ich zucke auf! Ich werde
angeschrien, attackiert! Woher kommt der Angreifer, der mich so unerwartet
getroffen hat? Wer ist es? Der Redner?
*Satz 4* Nein, wie Naiv! Es ist der Missstand, er bedroht mich! Der
MISSSTAND!
*Satz 5* Das ist es! Dieser Mann ist einer von uns! Er denkt gleich
wie wir, er spricht von uns Unterdrückten... Er spricht von uns, für uns. Jetzt
sehe ich alles deutlicher. Ich fahre zusammen, während sich alles in mir
sträubt. Ich empfinde Verachtung.
*Satz 6* Er wiederholt sich, spricht wieder vom Zustand und der
Not, jetzt tut es sogar noch mehr weh...
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Übeltäter
Muss man diesen Redner
beseitigen? Er spricht all das Schlechte an - das was der Pöbel für schlecht
hält... mir gereicht es zum Vorteil, zum Glück! Neider sind es! Sie haben es
selbst nicht geschafft und hatten nicht ein mal die Courage zu widerstehen, aber
gönnen uns den Erfolg nicht... Erbärmlich!
Dieser Sprecher da, reißt das Volk
wirklich mit. Liegt darin Gefahr?
Die Rede ist Vorbei. Ich reibe
mir die Hände: Triumph! Es ist genau das passiert, was immer passiert. Nach dem Ende
fängt das Volk an zu jammern, sie tauschen sich frustriert aus und schimpfen.
Und schimpfen über uns.
Während die Masse wortstark
beklagt, stirbt klein und schwach der Widerstand.
Weil das Jammern nicht verändert, sonder hilft zu ertragen!
Weil das Jammern nicht verändert, sonder hilft zu ertragen!
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Volk
*Daheim* Als ich
ins Bett sinke lächle ich, weil so viele gleich denken, sie alle verstehen mein
Leiden. Bei so vielen Gleichdenkern fühle ich mich gleich viel wohler.
Wir werden Widerstehen - bestimmt... irgendwann -
vielleicht ... nie.
II. Sturmstreben
Es wird schon wieder passieren!! Jedes mal ist es so! Eine Unverschämtheit sondergleichen! Nein! Da muss man
doch etwas tun! ...da wird man doch etwas tun, oder nicht? Es ist Zeit alles umzukrempeln, alles auf den Kopf zu stellen!
Endlich genug:
Ich hisse die Fahne des
Widerstands, während sich Hundertschaften gleichdenkender um mich scharen. Sie
alle sind genau wie ich!
Wir stürmen die Bollwerke
angestauter Ignoranz, Reihe um Reihe fallen die Verweigerer des Aufbruchs.
Scheinbar unendliche Festgefahrenheiten werden mitgeschwemmt und eingeschmolzen
für ein neues Werden. Sturm tobt in den Augen der Menschen und wo der Blick
hinfällt tobt es nach. Alles was jetzt
noch nicht brennt wird es - glaub mir!
Jedem stockt der Atem beim
Anblick dieser Macht. Wir sind die Helden zukünftiger Lieder und Legenden! Aber
lass uns nicht darauf ruhen, sondern frisch auf, zu neuen Taten!
Ich, wir, das Kollektiv - Ich
stürme weiter und Erobere und Erobere.
Noch ein aller letztes mal drehe
ich mich nach links, dann ein schauriges Geräusch. Ich werfe das Ungeheuer, was
mich süß umschlingt von mir -
Die Decke fällt ab, der Wecker
hört auf zu lärmen. Ich steige aus dem Bett, gehe aus dem Haus und füge mich
der Unverschämtheit.
Hundertschaften neben mir, sie
alle sind genau wie ich!
III. Handlungsfolgen
Wenn man kennt den Sinn
und man kennt den Weg
Wenn man ihm entdeckt
und ihn doch nicht geht
Wenn man begreift und erkennt
doch nicht dahin strebt
Wenn man niemals ausbricht,
ob man dann noch lebt?
Wenn in dir so ein Sturm ist,
wenn es tief in dir brennt
und aus jedem deiner Blicke
ein neues Werden drängt
Wenn du dich dann versteckst
und deine Augen schließt
Wenn du erschlaffst und willig
mit dem Strom mitfließt
Deine Idee hätte gefruchtet
und all das alte gesprengt.
Und es entschuldigt nicht,
dass man nur Fügen kennt
Du verbirgst dein Licht
und schweigst tot die Idee
zu spät, dann sprichst du,
doch es zählt nur, was ich seh`
Weil nie geteilt, sich nie vereint,
so wird es sterben, unbeweint
Das Alte und Schlechte wird ewig sein
Auf deiner Gedanken toter Gebein
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